Exporte nach Großbritannien und USA gesteigert
Während der VDM-Pressekonferenz am vergangenen Freitag beleuchtete Geschäftsführer Jan Kurth auch, wie die deutsche Möbelindustrie international abgeschnitten hat. Danach legte der Absatz vor dem Hintergrund der Überwindung der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise und des Abbaus der Reisebeschränkungen in den meisten europäischen Ländern deutlich zu. „Besonders erfreulich und nicht unbedingt zu erwarten ist die Steigerung der Ausfuhren ins Vereinigte Königreich mit einem kräftigen Plus von 17 Prozent. Der britische Markt erlebte nach der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU ein fulminantes Comeback und entwickelte sich zum fünftwichtigsten Exportmarkt der deutschen Möbelindustrie.“ Frankreich belegt nach wie vor Platz eins im Ranking der wichtigsten Exportmärkte mit einem leichten Minus von 2,8 Prozent, gefolgt von der Schweiz mit plus 3 Prozent, Österreich mit minus 3,4 Prozent und den Niederlanden mit plus 11,6 Prozent. Positiv zudem, dass auch in anderen wichtigen europäischen Exportmärkten wie Italien, Spanien, Polen, Tschechien und Norwegen ein deutliches Wachstum verzeichnet wurde.
Bei den Märkten außerhalb Europas gab es unterschiedliche Entwicklungen. Besonders positiv war aus Branchensicht, dass die USA nach der Überwindung der Folgen der Corona-Krise wieder die Rolle des internationalen Konjunkturmotors im Möbelbereich übernahmen – die deutschen Möbelexporte über den Atlantik kletterten von Januar bis Juni 2022 um stolze 25,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit wies der US-Markt die höchste Steigerungsrate unter den wichtigsten Exportmärkten der deutschen Möbelindustrie auf. China bleibt zwar auch im Jahr 2022 der zweitwichtigste außereuropäische Exportmarkt für deutsche Möbel, jedoch gingen die deutschen Möbelexporte ins Reich der Mitte im ersten Halbjahr um 10,4 Prozent zurück. Ursächlich hierfür war nicht zuletzt die strenge Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung, die das Wirtschaftswachstum negativ beeinträchtigt und erhebliche Reiseeinschränkungen zur Folge hat.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine führte seit Ende Februar dazu, dass viele deutsche Möbelhersteller ihre Geschäftsaktivitäten in Russland ganz oder teilweise einstellten. In der Folge brachen die deutschen Möbelexporte nach Russland im bisherigen Jahresverlauf um 29 Prozent ein. Dagegen entwickelte sich Saudi-Arabien vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes ausgesprochen positiv (+18,7 %), wenngleich sich die Ausfuhren in das Land noch auf einem relativ niedrigen Niveau bewegen. Die Industrieexportquote – dies ist der Anteil der von den heimischen Möbelherstellern direkt ins Ausland gelieferten Ware am Gesamtumsatz der Branche – lag im ersten Halbjahr 2022 infolge des höheren Wachstums des Inlandsmarktes bei 33 Prozent und damit geringfügig unter dem Niveau des Vorjahres.
Die deutschen Möbelimporte legten im ersten Halbjahr 2022 kräftig um 13,5 Prozent auf 5,8 Mrd. Euro zu. Die Dynamik in den einzelnen Ländern zeigte sich jedoch sehr uneinheitlich: Mit einem Zuwachs von 24,1 Prozent auf knapp 1,9 Mrd. Euro stiegen die Einfuhren aus China überdurchschnittlich stark. Allerdings lag das Wachstum des Importwerts überwiegend an der deutlichen Verteuerung von Möbeln aus chinesischer Produktion – die Importmenge ging im gleichen Zeitraum um 8,6 Prozent zurück. In Bezug auf den Importwert baut China seine Position als wichtigstes Möbelherkunftsland vor Polen (+10,6 %) weiter aus. Der Anteil Polens an den Gesamtimporten ging auf 26,2 Prozent zurück. Die Importe aus dem drittplatzierten Italien reduzierte sich leicht um 0,5 Prozent. Die Einfuhren aus Vietnam (+31,9 %), der Türkei (+80,4 %) und Litauen (+19,2 %) stiegen deutlich, während die Einfuhren aus der Ukraine (-18,8 %) und Belarus (-25,2 %) vor allem aufgrund des andauernden Krieges rückläufig waren.