Creative Director Dick Spierenburg im Interview
Die imm cologne 2017 zeigt Wohnideen aus der ganzen Welt und entwickelt sich weiter zur umfassenden Einrichtungsmesse. Ein Gespräch mit Dick Spierenburg, Creative Director der imm cologne, über die Messe als vielfältige Plattform, neue Ansprüche an die Einrichtung und zukunftsweisende Themen der kommenden Veranstaltung.
Dick Spierenburg, welchen Ansatz verfolgt die imm cologne als Einrichtungsmesse? Spierenburg: Sobwohl die imm cologne als auch das gleichzeitig veranstaltete Küchenevent LivingKitchen zeigen, wie sich das Wohnen und das Leben weiterentwickelt. Das Teilnehmerfeld ist international, dass heißt es gibt einen sehr breiten Blick auf das aktuelle Angebot im Bereich der Einrichtung. Dabei zeigen uns die Aussteller das Heute und Morgen. Denn es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Messe, neue Perspektiven aufzuzeigen und auf zukunftsweisende Strömungen hinzuweisen.
Die einzelnen Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten und auch Freizeit fließen zunehmend ineinander und verändern damit die Einrichtung. Wie bewerten Sie diesen Trend und wie wirkt er sich auf die imm cologne aus? Ich glaube, dass es heute kaum noch ein Haus oder eine Wohnung gibt, ohne einen Platz zum Arbeiten. Man arbeitet mehr zuhause und auf der anderen Seite fühlt sich das Büro viel wohnlicher an. Daneben gibt es noch Zwischenbereiche zum Wohnen oder Arbeiten wie Hotels, Cafés, Coworking Spaces und andere Orte. Diese Entwicklung spiegelt sich auch auf den Messen wider. So werden auf der imm cologne zunehmend Lösungen für das Arbeiten im Wohnumfeld präsentiert. Umgekehrt sind auf der Büromesse Orgatec heute viel mehr wohnorientierte Marken zu finden, als noch vor einigen Jahren.
Was bedeutet die zunehmende Verschmelzung der Lebensbereiche für die Designer? Müssen Entwerfer heute vielfältiger sein, um multifunktionalere Möbel oder Interieurs entwerfen zu können? Man hat als Designer heute mehr Möglichkeiten. Es gibt zum Beispiel mehr Räume und Umgebungen, die sich für das Arbeiten gestalten lassen. Beim Wohnen spielt das Thema Flexibilität und Mobilität eine immer größere Rolle. Mehr und mehr Menschen leben in der Stadt auf immer kleineren Wohnflächen. Es wird daher über neue Möglichkeiten für die Kombination von Einrichtung nachgedacht: Möbel, die mehrere Funktionen miteinander verbinden. Tische, die sich zum Essen und Arbeiten eignen, Betten mit integriertem Stauraum etc. Ich glaube auch, dass es das lebenslange Wohnen in einem Haus nicht mehr geben wird. Biografien sind heute weniger geradlinig – es ist ja zum Beispiel von „Digitalen Nomaden“ die Rede. Man zieht öfter um und braucht dafür leichtere und flexiblere Möbel.
Wo sehen Sie die Herausforderungen für das zukünftige Wohnen? Ich sehe eine aktuelle Herausforderung, darin, aus wenig Raum viel zu machen. Wir haben uns schon als Studenten damit beschäftigt, aber das Thema kehrt jetzt zurück. Die Städte werden teurer und der Raum knapper. Möbel zu entwickeln, die mehr können, ist für Designer heute fast interessanter, als Luxuseinrichtungen zu gestalten. Es ist doch spannend für eine breite Zielgruppe zu entwerfen, die intelligent ist und Geschmack hat, aber nicht auf besonders großem Raum lebt.
Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Möglichkeiten für die imm cologne? Wir entwickeln uns immer mehr in Richtung der ganzen Bandbreite: Thema der imm cologne ist ja der umfassende Überblick über alles, was es für das Wohnen gibt. Angefangen hat sie als Möbelmesse, jetzt ist sie eine Veranstaltung für die komplette Einrichtung. Wir zeigen das Luxussegment, aber auch das intelligente urbane Wohnen und Entwürfe von jungen Designern, die noch einen frischen Blick haben. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Messe ist das Knüpfen von Kontakten – zwischen Kreativen wie Architekten und Designern, Herstellern, Händlern und Endverbrauchern.
Wie wichtig ist für die imm cologne das Thema Objektgeschäft – also die Ausstattung von Projekten wie Hotels, Restaurants etc.? Wenn man auf kleinerem Raum und mobiler wohnt, wird das Leben außer Haus immer wichtiger. Daher steigen die Erwartungen an Hotels und Restaurants. Das sind für Hersteller aufgrund der Stückzahlen natürlich extrem interessante Projekte. Die Entwicklung in diesem Bereich ist sehr spannend und eng mit der imm cologne als Einrichtungsmesse verknüpft.
Welche Neuheiten planen Sie für die kommende imm cologne 2017? Das Segment Pure werden wir nochmals erweitern und öffnen erstmals zusätzlich die Halle 3.1 für diesen Bereich. Wir glauben, dass die Marken immer wichtiger werden und die eher „unsichtbaren“ Unternehmen an Boden verlieren. Außerdem dürfen die Hersteller den Draht zu den Endverbrauchern nicht verlieren, da sich der Retail-Bereich durch Online-Verkäufe verändert. Auf der nächsten imm cologne findet wieder Pure Textile statt – das Event für Top Editeure aus dem Bereich Wohntextilien. Für die Zukunft arbeiten wir bereits an weiteren Formaten, um das Angebot mit neuen Einrichtungsthemen zu erweitern.