Mittwoch, 03. August 2016, 15:22 Uhr
Blickfang
Inga Sempé wird Kuratorin
Jedes Jahr begleitet eine Design-Ikone die internationale Designmesse Blickfang. Für die Saison 2016/17 ist es die französische Designerin Inga Sempé. Sie will antreten, um die Designbranche von ihrem Glamour-Image zu befreien.
Die meisten Designer, die es zu internationaler Bekanntheit gebracht haben, sind männlich. Frauen noch immer die Ausnahme. Inga Sempé hingegen hat es geschafft. Mit Entwürfen, die sich abheben. Zu ihren Auftraggebern gehören Alessi, Capellini, Hay und Ligne Roset. Blickfang-Geschäftsführerin Jennifer Reaves beeindruckt sie nicht mit ihrer Vita, sondern mit ihrem Charakter: Es gibt nur eine Handvoll Designerinnen, die einen Star-Status wie Inga Sempé innehaben. Mich reizt jedoch besonders, dass Inga eckig, kantig und authentisch ist. Trotz ihrer Bekanntheit ist sie ehrlich und auf dem Boden geblieben und damit kann sie uns Messemachern und unseren Ausstellern etwas Wertvolles vermitteln. So will Sempé als Blickfang-Kuratorin des Jahres die Aussteller und Besucher nicht mit Ruhmesglanz einlullen, sondern sie hinter die Fassade blicken lassen: Eine weit verbreitete Vorstellung vom Designberuf ist, dass er glamourös sei. Das ist er aber nicht. Es ist ein sehr technischer Beruf, in dem man immer mit Materialproblemen, der Suche nach der einen richtigen Schraube und den richtigen Zulieferern ringen muss. Daran denken die Leute nicht, wenn sie an Design denken. Sie denken an das Objekt im Museum, und nicht daran, dass der Designprozess lang und schwierig sein kann. Die Blickfang, die nicht nur Möbel, Mode und Schmuck zeigt, sondern auch die Gestalter vor Ort hat, lässt Entwurfsprozesse greifbar werden .
Auch beim Blickfang Designworkshop, der vom 23. bis 25. August auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein stattfindet, wird Inga Sempé Traumgebilde demontieren. Denn der Workshop bringt junge Unternehmer mit Branchenkennern zusammen, um Mythen abzuschütteln und reelle Geschäftsperspektiven aufzuzeigen. Wie Sempé aufzeigt, ist der Arbeitsalltag eines Designers weniger romantisch, als es von außen scheint. Kreativität ist nur ein Erfolgsfaktor: Marktverständnis, Kommunikationsstrategie und wirtschaftliches Denken gehören ebenso dazu. Für Sempé ist zudem Aufmerksamkeit ein Schlüssel zum Erfolg: Als Designer muss man besonders geduldig und achtsam sein. (...) Wenn Du nur einen Produktionsschritt nicht verstehst, wird jemand Deinen Entwurf in seinem Sinne ändern. So soll der Designworkshop, weniger Kreativplattform als vielmehr handfeste Unternehmensberatung für Designer sein. Der Fachaustausch dort, ist Sempé sicher, wird auch für sie spannend: Ich freue mich darauf, neue Designer kennen zu lernen, die sich in einem anderen Feld als ich bewegen, weil sie ihre Entwürfe selbst produzieren.