May portrait
May Architectural Design

Le Corbusier entfachte die Leidenschaft

Berlin, Moskau, Bangalore: Christiane und Rolf May konzipieren Luxushotel-Projekte auf der ganzen Welt. Mit ihrem Büro May Architectural Design in Köln gestalten sie Architektur als ganzheitliches Erlebnis und begleiten ihre Kunden von der ersten Vision bis zur Schlüsselübergabe. In gelebter Teamarbeit entstehen außergewöhnliche Wohlfühlorte – eindrucksvoll und mehrfach ausgezeichnet.

Diese Begebenheit legte den Grundstein für die Karriere: Als Christiane May in der 10. Klasse eine Fachzeitschrift für Architektur und Design in die Hände fiel, las sie darin ein Dossier über die von Le Corbusier entworfene „Villa Savoye“. Die neuartige Architektur des Bauwerks – ein Haus auf Stützen mit Dachgarten, freiem Grundriss, freier Fassade und langen Fenstern – hinterließ bei ihr einen bleibenden Eindruck: „Mein Vater hat zwar immer viel über Baukunst gesprochen, aber noch nie zuvor hatte ich eine solche Architektur gesehen“, sagt Christiane May (50). Ihr Interesse war vollends geweckt. Sie las Biografien berühmter Baumeister und verspürte den Drang, selbst gestalten zu wollen. Und so entschloss sie sich, Architektur zu studieren.

Mit dem Diplom in der Tasche startete sie ins Berufsleben und spezialisierte sich in einem großen, international agierenden Büro bereits früh auf Hoteldesign. „Mein erstes großes Projekt war von 2002 bis 2004 das Riz-Carlton am Potsdamer Platz in Berlin“, erinnert sich Christiane May. Es folgten viele weitere prestigeträchtige Objekte. Heute lenkt sie als Geschäftsführerin zusammen mit ihrem Mann Rolf (56) die Geschicke von May Architectural Design in Köln. Von ihrem Büro in der Domstadt aus betreut das Ehepaar mit sieben Mitarbeitenden seit 2014 gemeinsam Projekte in der ganzen Welt. Und das äußerst erfolgreich – in strikter Trennung der Aufgabenbereiche. Während Christiane May beim Design die Feder führt, kümmert sich Rolf May um die technischen Aspekte in der Planung. „Das funktioniert gut. Wir kennen uns seit mehr als 20 Jahren, sind immer im Austausch und bringen die Dinge gemeinsam zum Abschluss“, sagt die Architektin. Da ist es auch nicht ungewöhnlich, dass die Bauvorhaben nicht auf dem Büroschreibtisch liegen bleiben, sondern gedanklich auch noch einmal nach Feierabend zuhause aufgerollt werden.

Zu den aktuellen Projekten gehört unter anderem das Mitarbeiterrestaurant eines großen Unternehmens mit Sitz im Ruhrgebiet. „Die Verwaltungskantine wird ganz toll. Sie ist nicht nur da, um dort zu essen, sondern dient auch als Treffpunkt für Meetings, um sich zurückzuziehen, zu arbeiten und zu vernetzen“, verrät Christiane May. Das Konzept erstreckt sich über zwei Etagen: „Der obere Bereich ist etwas loungiger. Es gibt dort zusätzlich Sofas und Hochtische für Verabredungen und Besprechungen.“

Die Kreative spricht mit Begeisterung von ihrer Arbeit. Es sei für sie die größte Motivation, etwas Neues und Schönes entstehen zu lassen: „In der Hotellerie finde ich großartige Möglichkeiten, gestalten zu können. Wir haben viel mit Profi-Teams zu tun, die unsere Ideen verstehen und auch mit umsetzen wollen. Diese Teamarbeit ist nie starr, es herrscht ein permanenter Flow.“ Auch außergewöhnliche Herausforderungen bewältigen sie gemeinschaftlich: „Mit einem guten Team findet man immer gute Lösungen.“ In diesem Kontext denkt die Designerin gern an ein ganz besonderes Projekt zurück – das Four Points by Sheraton Panoramahaus Dornbirn in Österreich. Die oberste Etage des Hotels wurde von einem All-day Dining zu einem reinen Frühstücksrestaurant umgestaltet. Im Zuge des Umbaus wurde die Decke der rundum verglasten Etage für mehr Höhe geöffnet und als Sicht­installation konzipiert. Es entstand ein modernes, offenes Gastraumkonzept, bei dem der fließende Übergang in die umlaufende Terrasse für eine großzügige Raumwirkung sorgt und spannende Ausblicke gewährt. Die großflächige Verglasung stellte jedoch spezielle Anforderungen an die Akustik. „Wir wollten keine Vorhänge. Wie lösen wir das? In toller Teamarbeit hat es geklappt, die ausführende Firma hat einen unglaublichen Support geleistet“, berichtet Christiane May. So wurden Aluminium-­Deckensegel entwickelt, die nicht nur den Schall aufnehmen, sondern auch integriertes Licht haben und darüber hinaus auch heizen und kühlen können. Das Re-Design begeisterte auch den Rat für Formgebung im Zuge der Verleihung des Iconic Awards. Die Fachjury prämierte es 2022 mit dem Sieger-Award für die „Innovative Architecture“ des Hotels und zudem mit der „Selection“-Auszeichnung für „Innovative Materials“. Eine weitere deutliche Wertschätzung ihrer Arbeit erhielten die Kölner Architekten für das umfangreiche Re-Design des Crowne Plaza Hotels Hamburg. 2019 wurde es für sein formal klares und schlicht gestaltetes Interior mit dem German Design Award ausgezeichnet.

Ob mit oder ohne Award – für Christiane May hat jedes Projekt seine eigenen, ganz individuellen Reize. Am liebsten mag sie jene, die weiter weg sind: „Vor der Haustür ist es schön, aber wenn wir unterwegs sind und alle Planungsbeteiligten von auswärts anreisen, ist es wie bei einer Gruppenfahrt. Dann entsteht meist noch mehr Teamgeist.“ Für sie ist die Hotellerie wie eine große Familie, die sich immer wieder trifft, sodass im Laufe der Jahre auch Freundschaften entstanden sind. ­www.­may-ad.­com

Christoph Hellwig

Fotos Christiane und Rolf May: Thekla Ehling




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